Making III- Mal ene in Müll

Die Planung für unser drittes Making habe ich unter Kapitel 5 versucht, in Worte zu fassen. Nun geht es los. Eigentlich kommen wir bereits mit dem ersten „Kunstwerk“ angefahren: mein Bus, der uns stets begleitet, bis unters Dach prall gefüllt mit Müll oder Sekundärrohstoff oder Wertstoff oder WERKstoff. Wir haben uns in die Veranstaltung „Kultur im Dorf“ in Brelingen, einem Ortsteil der Wedemark, eingeklinkt, allerdings erst nach Druck des Programmheftes, um unserem Agreement, keine Werbung zu machen, treu zu bleiben.

Wir sind dann mal da! und mit uns Eva, die uns filmisch begleitet.

Am „Set“ geht es direkt mit dem Aufbau los: Tische und Stühle platzieren und den Müll „anrichten“, ein Materialbuffet soll die Besucher inspirieren, mit uns kreativ zu sein. Es bleibt noch etwas Zeit, bevor mit Besuchern zu rechnen ist. Die Jugendlichen bitten um eine kurze Besprechungsrunde zur Zieldefinierung. Ja, was wollen wir heute erreichen, was genau ist unser Ziel? Vom ganz großen Idealismus, allein das Material würde als Motivation genügen, haben wir schon in der Planungsphase etwas Abstand genommen. Die Zeit ist noch nicht reif. Ein paar Ideen, Kleidung, Assesoires, Deko für den Garten, Figuren, Musikinstrumente haben wir im Hinterkopf. Dennoch, wir wollten ja mehr: kritische Gespräche zum Thema Konsum, kreative Ideen zum Umgang mit Abfall und das alles in einem improvisierten Spiel inszeniert. Die erste Abweichung vom Plan ist, das niemand Lust hat, in die mitgebrachten Abendkleider, die optisch im Kontrast zum Material stehen und ein Spannungsfeld erzeugen sollten, zu schlüpfen. Es ist warm und die Jugendlichen haben selber große Lust, ihre Ideen künstlerisch umzusetzen, und jetzt, wo es los gehen soll, scheinen uns die Kleider hinderlich. Also verwerfen wir das Vorhaben. Das formulierte Ziel lautet: Wir sehen, was passiert. Eigentlich ist es kein Ziel, sondern eine gegenseitig erteilte und bestätigte Absolution für kreative Freiheit.

Mein Team startet, Kristin kreiert einen Faltenrock aus Notenpapier, Chiara und Alina üben sich im Instrumentenbau, Greta und Jenny gestalten liebevoll eine Hochzeitsgesellschaft aus Korken…….Wir haben Publikum, Kinder, die neugierig schauen, ihre Eltern zu uns ziehen. Und dann kommt sie, diese Frage aller Fragen: WAS KANN MAN HIER MACHEN? Bitte, einfach mal im Material stöbern, von Trampolinfedern bis Eierpappen ist alles dabei, und gucken, was daraus entstehen könnte. Leider funktioniert das nur selten. Vielleicht eine Rassel, einen Blütenstecker, ein Kleid aus Plastiktüten? Konkret geht es besser. Die Kinder sind kreativ, auch sie haben eine figürliche Vorstellung, sind aber in der Materialwahl entspannt. Soll ein Kopf her und gibts nichts Rundes, wird ein eckiger genommen, hauptsache die Braut bekommt einen Schleier aus Apfelsinennetz. Erwachsene suchen Sinnhaftigkeit durch die Gestaltung von etwas Nützlichem.

Wenige Erwachsene werden selber tätig, aber viele beobachten, fragen, sind aufmerksam geworden. Die Jugendlichen schauen von ihrer eigenen Arbeit auf und laden Passanten herzlich zum Mitmachen ein, aber sie holen sie nicht von der Strasse, wie beim letzten Making. Sie sind weniger offensiv in der Aquise und ein bisschen mehr versunken in ihrem eigenen Prozess.

Ich frage sie, ob es an Evas Anwesenheit liegt, dass sie etwas anders agieren als sonst, aber nein, das ist es nicht, es ist, wie zuvor beschrieben. Dennoch, die Jugendlichen beobachten, das Eva und ihre Ausrüstung auf die Passanten wirkt. Manchmal nehmen wir ein oh, da wird gefilmt, gehen wir lieber weiter wahr.

Nach fünf Stunden sind viele interessante Objekte entstanden, unser Buffet ist etwas schlanker geworden und wir sind ganz schön erledigt. Alles wieder rein in den Bus und wie immer ein Austausch, wie war es, haben wir etwas bewegt, hat es Spass gemacht.

Alle sind sich einig, dies war wohl bislang das schönste Making, weil auch wir einfach gemacht haben, auch wenn das ganz große Theater, was auf unserem Plan stand, nicht so stattfand, wie wir es vielleicht erhofft hatten, wurde doch der catwalk, eine rote, farbverschmierte Tischdecke zur Bastelunterlage, waren doch die Erwachsenen wachsam und iinteressieret, wenn auch nicht so aktiv kreativ, wie wir es erhofft hatten.

„Eigentlich war alles wie immer, und doch irgendwie ganz anders“ (sagt das Team)

Und last but not least fragte immer mal wieder jemand, wer wir sind. Ja und diese Frage blieb hängen. Natürlich sind wir die Kunstschule, wir sind GenerationKunst, aber wir sind auch WIR und werden uns einen „Namen machen“.