21. Sept 2019: NWZ: Bevor Oldenburg untergeht, tauchen Ideen auf

REIHE FÜR NACHHALTIGKEIT

Bevor Oldenburg untergeht, tauchen Ideen auf

Friederike Vith

Ideenreich: Künstler Franz John und Deliane Rohlfs vereinen Kunst und Klimawandel.

Bild: Torsten von Reeken

Im Atelier der Schlosshöfe startet ein kreatives Mitmachprojekt zum Klimawandel. Dabei arbeiten Künstler mit Bürgern zusammen.

OLDENBURG In 50 Jahren wird uns das Wasser bis zum Kopf stehen. Das ist nach Überzeugung von Franz John keine Metapher, sondern schlichtweg Realität. Aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels rücke die Nordseeküste immer näher an Oldenburg, sagt der Künstler.

Diese Aussicht hinterlässt Fragen: Wie werden sich Alltag und Leben in der Stadt ändern? Wer hat Ideen und Lösungen? Manchmal bietet die Kunst dem Menschen einen neuen Weg, sich gesellschaftskritischen Themen zu nähern und Perspektiven zu öffnen.

Um dieses Potenzial auszuschöpfen, hat die Kunstschule Oldenburg mit Hilfe der Förderinitiative „digital.engagiert“die Reihe „Wie wollen wir in dieser Stadt leben?“initiiert. Dabei arbeiten Künstler mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen, um Ideen zum Wandel von Klima und Stadt zu entwickeln. Schauplatz dafür ist das neu eröffnete Stadtatelier in den Schlosshöfen. „Hier kann man sich als gestaltenden Menschen neu erleben und aktiv werden“, verspricht Kunstschulleiterin Deliane Rohlfs.

Mit ins Boot geholt hat die Kunstschule aktuell den Berliner Künstler Franz John, der in den nächsten Wochen als „Stadtutopist“ Zeichen setzen will. Der Titel seiner Arbeit „5 m NN – Fünf Meter über Normalnull“ soll verdeutlichen, dass Oldenburg nur auf fünf Metern Höhe liegt und die Altstadt aufgrund des Klimawandels in wenigen Jahrzehnten unter Wasser stehen könnte. Um diese Bedrohung wortwörtlich vor Augen zu halten, spannt Franz John blaue Laserdrähte über populäre Plätze der Stadt. Befestigt auf Höhe des zukünftigen Wasserspiegels, verwandelt dieses Kunstwerk die noch abstrakte, ferne Zukunft in eine reale und greifbare Tatsache. Für den weltweiten Austausch dieser Thematik wurde ein Internetblog eingerichtet. Zu finden sind dort die Projektwerke, Inspiration – und es gibt Gelegenheit mitzuwirken.

Aber auch vor Ort können Oldenburger mitwirken: Die Türen des Ateliers stehen für jeden offen: Entdecken, Austauschen und kreativ werden. So entstehen Modellideen für Hausboote, Stadtzeichnungen und Videos. Der Gastkünstler steht allen Mitwirkenden zur Seite. Deliane Rohlfs ist überzeugt: Es ist eine bedeutende Aktion in einer Zeit, in der uns das Wasser bis zum Halse steht.
•  Mitmachen können Interessierte bis 27. September im Stadtatelier, Schlosshöfe, Eingang Häusing, montags bis samstags, 13 bis 19 Uhr; ab Oktober dienstags bis donnerstags, ohne Frank John.

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