Januar 2018: Teilnehmer_innen-Akquise

Von Anfang an gibt es die Angst oder Sorge, daß niemand an solchen einem Projektangebot teilnehmen will. Ich lerne, dass andere Angebote sich sonst oft anders füllen; eine aktive Akquise scheint oft nicht nötig, da Institutionen oder individuelle Personen (oft Lehrer_innen) auf die Schulen zukommen.

Es kommen Fragen auf wie:

Wen interessiert es eigentlich, so etwas (mit) zu machen?

Wie erreiche ich Menschen, die keine Idee von partizipativen Prozessen haben, somit kein Interesse für etwas aufbringen können, was sie nicht kennen?

Wie schaffen wir es, dass bereits aktive – somit oft viel-beschäftigte – Menschen sich die Zeit für diesen künstlerischen Prozess nehmen?

Und zur unserem Blog: Was will die Welt davon wirklich sehen? Wen interessiert das? Wer will denn etwas von unseren Prozessen wissen?

 

Ich kenne diese Fragen sehr gut aus anderen Kunstkontexten. Was es sagt ist: Man lädt nicht seine Freund_innen zur Party ein und kann sich fast gewiss sein, daß alle kommen, sondern man wendet sich mit allem Mut und allen Unvorhersehbarkeiten an die noch unbekannte Welt da draussen. Und natürlich setzen viele Projekte da an, wo es bereits gute Erfahrungen und Erlebnisse in gemeinsamen Projekten gibt: so werden zum Beispiel individuelle Personen (oft Lehrer_innen) angesprochen und mit ihnen ausgelotet, ob die Projektidee fruchten könnte?

Ganz anders scheint Schwarmstedt bisher zu funktionieren: Dort gibt es das Offene Atelier und dieses bereits gut besuchte Format ist die Schnittfläche zu jungen Menschen, die an Angeboten teilnehmen bzw. diese mitverhandeln.

Definitiv dient dieser Mutprozess – sich seinem Umfeld mit einer Idee zuzumuten – der Erweiterung der Kunstschule als Ganzes und das haben sich viele gewünscht. Man lernt sehr viel darüber, wen man erreichen kann, wie man diese Menschen erreichen kann (und da darf und muss man oft verschiedene Annäherungen probieren), wo es Allianzen gibt (das können ganz Überraschende sein, manchmal mit den lokalen Medien, manchmal einfach in der direkten eigenen Nachbarschaft und manchmal auf dem Marktplatz…). Wenn es um öffentliche Anliegen in einem Kunstprojekt geht und der Einladung an Menschen, daran aktiv mitzugestalten, gilt es oft ganz direkte Methoden des Gastgebens zu erinnern: Wie stelle ich eine freundliche, offene Situation her, die eine interessierte Beziehung zu dem Thema und mir (dem Anbietenden) zulässt?

Da diese Kunst von Beziehungen handelt, eine Beziehungsästhetik hat und es um Prozesse und nicht nur Produkte geht, geht es darum, die Menschen in die Mitte zu nehmen. Und wie das geht, dass interessiert viele, denn es ist eine der großen Fragen unserer Zeit: wie nehmen wir uns so in die Mitte, dass wir gemeinsam die Welt und uns sorgsam behandeln können und kreativ gestalten?