1.– 12.MÄRZ 2018 EIN GESPRÄCH ZWISCHEN ELKE, IRENE UND ELENA, HANNOVER UND SUSANNE ÜBER DAS EIGENE MEDIALE BEOBACHTEN

SUSANNE: Liebe Elke, liebe Irene, liebe Elena, ich habe eure bisherigen Einträge angeschaut und gelesen und wenn ich es beschreiben sollte, würde ich sagen, da sind poetische Momentaufnahmen, dann eine Art reflexives Tagebuchformat, vor allen nimmt es mich schon im eher ‚unsichtbaren’ Vorbereitungsprozess (bei euch ja SEHR sichtbar) mit auf die Reise.Wie entscheidet ihr im Moment, was ihr von euren Projekt mit-teilt? Was erzählt ihr z.B. nicht und warum?

 ELKE: Ich denke unentwegt darüber nach, was wir wem wie mitteilen wollen… so war es recht leicht, die Fotos der letzten Wochen auszuwählen sowie passende Worte und Texte zu finden, aber man / ich schreibt / schreibe ja nicht FÜR ein Publikum, sondern eher so, wie wir es besprochen haben….wie eine Art Tage – oder Logbuch. Ganz ehrlich gesagt, gefällt mir persönlich das ganz gut, weil es vielleicht auch meinen Prozess „be-bildert“.

Also vielleicht das zudem, was ich erzähle und was nicht. ABER schauen wir einmal, was heute passiert – da ist Elena als Livebloggerin dabei, die ja eine Außenwahrnehmung hat.

Bei der Auswahl der letzten Fotos wollte ich den Arbeitsprozess und die Entwicklung verdeutlichen – ob das gelungen ist, weiß ich nicht.

Was habe ich nicht hochgeladen und warum? Einige Bilder waren schlicht nicht aussagekräftig für Außenstehende. Das habe ich alleine entschieden, weil ja keiner da war. Also pragmatisch undemokratisch.

Noch einmal zurück: ich reflektiere auch eigene künstlerische Prozesse schriftlich – und das ist gut…ich fände es toll, wenn die Mädels auch Lust dazu hätten. Das hebt das eigene Tun nochmal auf eine andere Ebene. ABER: Wie geht das dann mit der Veröffentlichung?

Und das „WIE entscheidet ihr im Moment“ kann sich darauf beziehen, ob wir den Entscheidungsprozess demokratisch vollziehen oder eher gelenkt von uns – weil WIR als Institution  ja auch ein Interesse daran haben, was wie wo wirkt. Und dann – lenken wir, müssen wir über Kriterien sprechen und das haben wir noch nicht. Das „Wie entscheidet ihr im Moment“ kann sich aber auch auf den MOMENT beziehen…als aus der Praxis heraus.

Darüber müssen wir noch nachdenken.

SUSANNE: Nach dem 2. Round Table habe ich gedacht, ich fange jetzt einfach an die Blogbeiträge zu kommentieren, denn ich lese das ja mit Interesse und denke mir was dabei und ich finde unser Blog Experiment auch wirklich interessant. Ich bin neugierig zu merken, was das für Grenzen und Möglichkeiten birgt. Und ich merke, was da für interessante neue Erkenntnisse bei mit einlaufen von Fragen übers gute Geschichten erzählen: Erst existiert das Narrativ, dann wird daraus ein ‚Drehbuch’ für die Wirklichkeit, an denen sich die Verhaltensweisen ausrichten. Welchen Einfluß üben Erzählungen auf das gesamte Gefüge aus, vorher, währenddessen und nachher? Wie gewinnt eine Erzählung Deutungshoheit?

Heute hatte ich dann ein Gespräch mit einem jungen Mann, Generation Y, der sagte, dieses Story-Telling langweilt ihn, er benutzt jetzt seit Jahren das Netz und er sucht die neue Info, die muss nicht linear sein, da sucht er Essenz, klar, auf den Punkt und ohne (Story-Telling) Verpackung. Total interessant von jemandem zu hören, der kein „Neuling im Netz“ ist. Hier ein Link von Petra Eller zu digitalem Story-Telling: http://www.futurecities.nl/en/cities/kinshasa-en/#16

So interessant, dass ihr als Projekt mit einer Livebloggerin arbeitet.

Wie und was habt ihr mit Elena vereinbart zu ihrer Art des Beobachtens und medialen Übersetzens?

Dann schreibst du: ich fände es toll, wenn die Mädels auch Lust dazu hätten. Das hebt das eigene Tun nochmal auf eine andere Ebene. ABER: Wie geht das dann mit der Veröffentlichung? Ist das eine technische Frage? Die ist ja einfach zu lösen. Wenn es eine inhaltliche ist: Als wer entscheidet was hochgeht, Zwischenredaktion… dazu fällt mir ein, dass die Möglichkeit, Herausforderung und Chance von solchen Prozessen ist, dass alles transparent zu machen und gemeinsam zu vereinbaren, wie der redaktionelle Teil aussieht.

Im Moment, d.h. vorläufig, weil man sich ja immer die Möglichkeit geben muss, mit neuem Erkenntnisgewinn auch die Spielregeln zu erweitern.

ELKE: Eigentlich gar nichts – Elena hat die ersten Bilder vom Freitag hochgeladen, einen Text noch nicht. Wie sie beobachtet? Ich weiß nicht, wir haben nichts abgesprochen, außer das ich glaube, dass sie mit ihrer Sensibilität dabei ist -erst im Herbst habe ich eine Projekt mit Flüchtingen mit ihr gemacht…ich verlasse mich auf sie …. war/ ist das „falsch“? Habe noch nicht drüber nachgedacht.

SUSANNE: An wen denkt ihr im Moment, wenn ihr etwas vom Projekt öffentlich macht? Wir haben ja immer wieder die Frage danach, wer unsere geneigte oder auch nicht geneigte Öffentlichkeit eigentlich ist und wen das eigentlich interessiert, zu interessieren hat, interessieren sollte. Also: FÜR WEN? als Frage. Dieses FÜR WEN… das sind ja mehrere Ebenen. Vielleicht auch zeitversetzte Ebenen. Für mich selber, als erste Instanz ist gegeben!

Und wie die geneigte nicht geneigte Öffentlichkeit davon hören soll, dass ist ja noch eine zweite Frage.

IRENE: Vielleicht geht es darum eine verständliche Geschichte auch in Bildern zu erzählen oder eher die Geschichte die da passiert zu dokumentieren. Der Prozess der Entstehung verdeutlichen. Jetzt, da das Projekt richtig begonnen hat, sind Menschen da .die etwas entwickeln  – hoffentlich lässt sich das abbilden. Neben dem Foto als Mittel zur Dokumentation fiel mir bei dem letzten Workshop – Termin wieder die Möglichkeit ein: Dialoge als „O – Ton – Schnipsel“ wiederzugeben.

Eigentlich war es die Situation, das interessante Gespräch zwischen zwei Teilnehmerinnen, das mich daran erinnert, was wir im ersten Round Table längst benannt hatten. Also habe ich am angefangen einige sehr interessante Sätze einzufangen und Notizen gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere Kernsatz dabei ist.

Was ich nicht erzählen würde? Die sehr persönlichen Geschichten, Geschehnisse die uns anvertraut werden. Diese Öffentlichkeit die im externen Bereich vorhanden ist, ist zu groß.

ELKE: Ich weiß es nicht. Aber vielleicht hast du, Irene, ja den Plan? Lustigerweise weiß ich noch, dass ich vor ca. einem Jahr bei Sabine saß und wir über das Projekt und die Doku sprachen und ich sagte, dass ich dieses Printdokus doof finde und wir auf die Idee mit dem Internet kamen … und da haben wir den Salat. Also für wen? Für (die) Jugendliche(n), wenn sie selber schreiben; ohne Frage die Geldgeber, aber auch die Kolleginnen der anderen KS, für uns, die KS. Printdokus werden ja nicht gelesen. Anders gefragt: Wie schlimm ist ein Gemischtwarenladen? Kann ich mich da mit Authentizität rausreden? UND: Wer schaut in den Blog? Wenn ich das mit meinem Instagram vergleiche, ist es vielleicht gut, streng an einem Thema, einer Linie zu bleiben. Das würde dafür sprechen, Bilder über die Prozesse sparsam und treffend zu veröffentlichen. Und ja – wenn ich weiterdenke, dann nerven mich selber zu viele chaotische Meldungen, die eher bebildern als darstellen – ein zu viel an zu vielen Infos. Also – weniger, kein Storytelling…

SUSANNE: Liebe Elena, du bist ja in Hannover sowas wie die mediale Zuschauerin und darfst „festhalten“. Mich würde sehr interessieren, nach welchen Kriterien und wie (mit welchen Medien) du festhält? Also wie entscheidest du, was du festhält und dann später tatsächlich öffentlich teilst?

ELENA: Danke zunächst für die interessante Fragen. Erst als ich intensiver darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass es mir ein wenig schwer fällt meine „Kriterien“ in Worte zu fassen, da das meiste wohl intuitiv geschieht. Aber ganz konkret halte ich erst einmal mit einer Kamera fest. Fotos während und vom Prozess zu machen, sind mein Arbeitsschwerpunkt. Hierbei achte ich besonders darauf, dass auf den Bildern eindeutig zu erkennen ist, welche Personen miteinander interagieren, dass der Umgang dieser mit den Materialien ersichtlich wird, und dass auch die Umgebung, das kreative Ambiente der Kunstschule, eingefangen wird. Im besten Fall schaffe ich es schöne Emotionen im und durch den Arbeitsprozess- den Spaß am Projekt- festzuhalten. Zudem bin ich zu Teilen auch für den Blog zuständig. Hier habe ich bisher einen Text verfasst, in dem ich den groben Ablauf eines Projekttages beschrieben habe, damit auch für „Außenstehende“ die Vorgehensweise  und Entwicklung bei diesem Projekt möglichst nachvollziehbar ist. Ich versuche auch ein paar Aussagen der Teilnehmerinnen einfließen zu lassen, sodass man diese vielleicht auch ein wenig besser kennen lernt und es sich nicht nur nach allgemeinem Brei anhört. Ich finde die Schaffung von Authentizität durch kleine Anekdoten ist wichtig und hoffe, dass es somit ein wenig mehr in Erinnerung bleibt. Veröffentlicht werden letztlich die Bilder, die neben den bereits genannten Aspekten, die Blogeinträge inhaltlich ergänzen. 

Bisher sind wir ja auch noch in der frischen Anfangsphase und haben noch nicht richtig praktisch gearbeitet. Sobald dies beginnt, ist es mir wichtig den Entwicklungsverlauf der Teilnehmerinnen mit ihren Werken so gut wie möglich zu dokumentieren; das nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch diese letztlich rückblickend auf das Gemeisterte schauen können. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt wie es weiter geht.

SUSANNE: Ihr selber, schreibt jede von euch wie sie will / kann und ihr schaut mal, was dann passiert oder gibt es konkretere Vereinbarungen?

ELKE: Ich persönlich denke, dass jede für sich schreibt. Vereinbarungen über eine Stimme sind schwierig, wir denken, schreiben unterschiedlich, nehmen anders wahr. Auf das was Elena schreibt, schauen wir drauf, soll ja auch zur KS passen. Ich möchte schon schreiben, was ich will, da ich ja bisher sowieso beinahe alles geschrieben habe..

ELKE: Wenn es eine inhaltliche ist: Als wer entscheidet was hochgeht, Zwischenredaktion dazu fällt mir ein, dass die Möglichkeit, Herausforderung und Chance von solchen Prozessen ist, dass alles transparent zu machen und gemeinsam zu vereinbaren, wie der redaktionelle Teil aussieht. Klar Inhaltlich. Das finde ich gut. Darüber müssten sich nicht alle beschäftigen, aber ich müsste die Jugendlichen danach fragen. Ich werden ihnen eine entsprechende WhatsApp schicken – Irene, was denkst du dazu?