21.11.2019: Ein Kinderparlament in der Kunstschule PINX

Neben dem mir Erzählen lassen der PINX Pattern Prozesse, darf ich am 21.11.2019 Zeugin eines solchen Prozesses werden.

Angesetzt ist ein Kinderparlament von 16-18 h . In der Kunstschule sind 2 Tische vorbereitet, bespannt mit Packpapier. Zwei Dozentinnen Teams sind jeweils zu zweit als Tischmoderatorinnen präsent.

Es erscheinen 18 Kinder aus Schwarmstedt und Buchholz. An den zwei Tischen werden jeweils andere Themen verhandelt.

An einem Tisch soll es darum gehen, dem Wunsch der Kinder aus Buchholz, ein Fest zu machen, weiter nachzuspüren und bei Bedarf eine 1. Gestalt zu geben. Der zweite Tisch will Schwarmstedt neu denken und die Gruppe vor Ort erweitern mit neuen Kindern, die das PINX Prinzip noch nicht kennen. Die Aufgabe der Erwachsenen, welche die Tische moderieren, ist auch ein PINX Pattern: Wie fühlen sich alle Kinder wohl? ist die vornehme Aufgabe und Wahrnehmung der Erwachsenen in diesen zwei Stunden.       

Ich frage Hildegard, wie die Kinder der Gegend über diese Einladung zur Kinderkonferenz erfahren haben? Die Info läuft über Whats App, dann Mund zu Mund über die Kinder und befreundete Eltern sowie Dozent*innen, die als verbale Multiplikator*innen ihr Umfeld informieren.

Zunächst gilt es darum, die Kinder zu begrüssen und ihnen vorzustellen, was an den jeweiligen Tischen stattfinden soll. Neben der Begrüssung durch Jeannette, Hildegard und Sonja, sind es die Kinder, die den anderen Kindern kurz erklären, worum es hier geht.

Ums Politik machen geht es im Kinderparlament. Was ist Politik? Die Methode ist, jedem eine Stimme zu geben. Und dann gemeinsam als Gemeinschaft zusammen nachzudenken. Jeder hier ist eingeladen, frei zu denken und zu handeln für die Gemeinschaft. Gemeinsam werden Wege und Lösungen zu Ideen gesucht, auch wenn es Probleme gibt. Das Signal ist eindeutig, es gibt immer einen Umgang mit Problemen und damit wird eine Haltung der offenen und bewußten Auseinandersetzung praktiziert.

Die Kinder entscheiden sich recht schnell, ob sie beim Buchholz oder Schwarmstedt Tisch mitmachen wollen. Ich werde Teil des Buchholz Teams. Dort erzählen zunächst drei Kinder, wo die Idee des Festes herkommt und was bisher passiert ist. Die Idee kommt vom Sommerprojekt der PINX Pattern in Buchholz und die Idee des Festes hatte sogar schon mal einen festen Ort, bis sie diesen wieder verloren haben.

 

Das hat viel Traurigkeit und auch Ratlosigkeit ausgelöst. Ferner haben dann die Eltern der Kinder beschlossen, ein Schulfest zu organisieren, allerdings nicht MIT den Kindern sondern für die Kinder. Nachdem die Bestandsaufnahme der Situation beschrieben ist, geht es darum, ob es denn überhaupt noch ein eigenes Fest geben soll. Ja.

Wann? Im Sommer.

Was braucht es dafür? fragt Hildegard und dann geht der kreative Prozess los. Auf das Papier wird ein Kreis für die Mitte gemalt und jede Person am Tisch bekommt ein Tortenstück Papier. Stifte, Scheren, Zeitungen für Kollegen werden zur Verfügung gestellt. Auch Knete und anders Material. Es entsteht eine jeweils eigene Ideen- und Bildwelt, allerdings bricht der Dialog und das Ideenspinnen am Tisch zu keinem Moment ab… Dann ist es bereits Zeit für eine Pause.

Es gibt Tee, Obst und Brezeln. Die Kinder gehen auch kurz mal an die Luft, alleine und auf Eigeninitiative. Pünktlich sind sie wieder da. Nach der 17 h Pause von 10 Minuten geht es nun an die gemeinsame Mitte. Alle stellen ihre Ideen vor und es wird gemeinsam geschaut, was dieser Ideen finden alle so gut, dass es in die Mitte soll (und damit gemeinsam weitergemacht werden soll). Für das Fest landen Wörter in der Mitte: Zelt, Geld, Spaß, Kinderfest, Lagerfeuer, Überdachung, Spiele, Essen, Trinken, Tanzen, eine tierische Akrobatik, Singen und eine Bühne mit Rock.

Interessant ist, wie Elemente sich verändern (so bleibt von der Idee einen ganzen Zirkusprogramms die Akrobatiknummer mit den Tieren). Auch wissen sie schnell, wo im Dorf sie das Fest machen wollen: Auf der Wiese hinter der Kirche. Was muss als nächstes Getan werden? Es muss Geld organisiert werden, entscheiden sie. Zu dem Wie kommen wir nur im Ansatz (reiche Leute im Dorf fragen, etwas verkaufen), da dann die große Runde, wo beide Tische sich gegenseitig vorstellen, wo sie angelangt sind. Beide Tische stellen nur vor, was in der Mitte angekommen ist. So hat der Schwarmstedter Tisch dort eine Frage stehen: Wie machen wir Strom in der Natur, für unser Haus/Ort in der Natur?

Viele Kinder erzählen dann, was sie bauen wollen und wofür sie Strom brauchen.

Um 17 h hören wir pünktlich auf um beim nächsten Mal weiter zu machen.

In einem Nachgespräch erfahre ich von Jeannette und Hildegard, dass dieser Prozess verlangt, absolut offen zu bleiben und nicht vorrausschauend planen zu wollen. Es ist eine Freude zu sehen, was sich jedes Mal neu entwickelt und zeigt man in der Lage ist, das Eigene „zuhause“ zu lassen. Ich kann ihnen anmerken, wie sicher sie aus Erfahrung wissen, dass diese Prozesse immer wohin führen und dass ein Erwachsenes Dabeisein heißt, nicht Teil der Gruppe im Kreativprozess zu sein, sondern sie zu begleiten durch Impulse und Fragen stellen, was der Prozess braucht oder was ihnen gefallen würde. Der Hauptfokus der Erwachsenen liegt darauf, dass sich alle wohlfühlen können.

Neben wundervollen Zeichnungen und Dialogen hat mich das entspannte Selbstverständnis total beeindruckt, mit dem die Kinder anwesend waren. Ich konnte mir vorher nie recht vorstellen, wie es zu den Dingen in der gemeinsamen Mitte kommt. Ich musste merken, wie spielerisch dialogisch und diplomatisch Kinder Dinge aushandeln und es fühlt so selbstverständlich und leicht. Politik machen zum Wohle der Gemeinschaft, mit der Gewissheit, dass gemeinsam alle Fragen und Probleme angeschaut und gelöst werden, ganz unaufgeregt, dass war für alle ganz einfach und lebbar.